Dzehkabtún
Der Fundort
Die archäologische Stätte Dzehkabtún liegt im Bundesstaat Campeche, Mexiko, etwa acht Kilometer südwestlich des heutigen Ortes Hopelchén, auf dem Gebiet der ehemaligen Hacienda Holcatzín. Der Fundort vereinigt in sich architekturstilistische Merkmale der Chenes- und Puuc-Region, ist heute aber durch intensiven Steinraub stark zerstört. Die noch sichtbaren Gebäude des Ortszentrums liegen auf einer nach Südosten leicht abfallenden Fläche und werden von zwei 16 und 14 Meter hohen Pyramiden dominiert, die von einer dichten Bebauung überwiegend repräsentativen Charakters umgeben sind. Die umliegende Siedlung bedeckt eine Fläche von mindestens fünf Quadratkilometern. Die im Rahmen des DFG-Projektes 2012 bis 2018 durchgeführten Forschungen ergaben, dass Dzehkabtún spätestens seit der mittleren Präklassik bis in die späte Endklassik besiedelt war. Die heute weitgehend zerstörte Architektur im repräsentativen Zentrum der Fundstätte – früher reich an gewölbten Gebäuden, aufwendigen Fassaden und Monumenten – vereint Elemente der Puuc- und Chenes-Architektur der Maya-Klassik mit regionalen Merkmalen in deutlichem Bezug auf den etwa 35 Kilometer östlich gelegenen Fundort Santa Rosa Xtampak, der während der Spätklassik überregionale Bedeutung hatte.
Dzehkabtún lag in der Peripherie der Einflussbereiche der vorspanischen Machtzentren aud der Halbinsel Yucatán, in einem Übergangsgebiet zwischen zwei architektonischen Stilregionen (Puuc und Chenes), deren politische und soziokulturelle Implikationen noch weitgehend ungeklärt sind, wie George F. Andrews bereits in den 1980er Jahren betonte. Das Konzept von homogenen, auf einer Typologie von Architekturmerkmalen und Fassadenschmuck basierenden Stilregionen, das die Maya-Archäologie auf der Halbinsel Yucatán bis in die 2000er Jahre prägte, ist heute nicht mehr haltbar. Dennoch bleibt nach wie vor zu klären, welche Faktoren hinter den unterschiedlichen architektonischen Ausprägungen wirksam waren. Die heute weitgehend zerstörten Fassaden repräsentativer Gebäude in Dzehkabtún zeigen neben lokalen Eigenheiten Merkmale sowohl des Puuc- als auch des Chenes-Stils. Im Zentrum des Fundortes waren mehrere Bauten unvollendet geblieben: ein Phänomen, das sich am Ende der Klassik auf Yucatán häufig beobachten lässt.
Neben einem ungewöhnlichen Korpus später Skulpturen und Monumente überraschten hier aber vor allem die Anzeichen für massive und großflächige Bauaktivitäten in der Epi- oder Postklassik: ganze Hofgruppen im Zentrum des Ortes sind umgestaltet und mit Gebäuden aus niedrigen Grundmauern – oft unter Wiederverwendung älterer Fassadensteine – überbaut worden. Diese späten Bauten unterscheiden sich in der Bauweise und Raumkonzeption von den vergleichsweise gut dokumentierten „c-förmigen Strukturen“ im nördlich benachbarten Puuc-Gebiet. Sie sollten untersucht werden, um Fragen nach der Kontinuität seit der Klassik, dem soziopolitischen Gefüge und den Gründen für die Aufgabe dieser Siedlung wie auch der benachbarten Zentren auf der zentralen Halbinsel Yucatán in einen größeren regionalen Zusammenhang stellen zu können.
Finanzierung
Das Projekt wurde im Rahmen einer Sachbeihilfe von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert („End- und Postklassik im nördlichen Campeche, Mexiko: Kontinuitäten und Brüche“).
Projektleitung
Dr. Iken Paap (IAI – Berlin)
Dr. Antonio Benavides Castillo (INAH Campeche)